Trotzdem erlebe ich es immer wieder, dass manche Menschen sagen: „um meine Sachen sollen sich meine Kinder nach meinem Tod kümmern“. Diese Aussage finde ich schlicht und einfach verantwortungslos. Ich habe schon viele Menschen kennengelernt, die sich vor dem Tod der Eltern fürchten aus dem einfachen Grund, weil die Häuser und Wohnungen bis oben hin mit Gerümpel vollgestopft sind. JA, mit Gerümpel. Was für den einen Besitz ist, ist für einen anderen Menschen schlicht und einfach Gerümpel.
Die nahen Angehörigen haben im Fall des Ablebens der Eltern oder anderer enger Familienmitglieder ganz andere Sorgen, als sich um die Entrümpelung der jeweiligen Wohnung zu kümmern. Im ersten Moment des Schmerzes ist jeder überfordert und sich nach einem Todesfall auch noch darum zu kümmern müssen, dass das Elternhaus entrümpelt werden muss…. da stoßen viele an die Grenzen der Belastbarkeit. Zumeist es auch so ist, dass die Dinge, die für eine Generation extrem wichtig waren, bei der nächsten Generation auf totales Unverständnis stoßen und somit meist auf der Mülldeponie landen.
Das muss nicht sein.
Es darf sich jede(r) Einzelne von uns zeitgerecht mit dem Loslassen im Alter auseinandersetzen…
Sprich: Wirklich nur mehr Dinge aufzubewahren, die geliebt, gebraucht oder mit positiven Erinnerungen behaftet sind. Es sind auch die Bücherregale auf die wir ein Auge werfen sollten. Sind sie noch mit Kochbüchern und Kochzeitschriften vollgestopft, obwohl schon längst die Kinder für das Essen sorgen? Oder werden die Mahlzeiten sogar schon als Lieferservice angeliefert? Dann wird es Zeit die Kinder und Enkelkinder einmal die Kochbuchgalerie durchstöbern zu lassen. Vielleicht findet ja das eine oder andere Stück einen begeisterten Abnehmer?
Es gilt mit offenen Augen durchs Haus zu gehen…
… und einige Dinge zu hinterfragen. Die beruflichen Unterlagen auszusortieren, wenn der Ruhestand schon 15 oder 20 Jahre zurück liegt. Diese Papiere brauchen Sie ganz sicher nicht mehr, von ihren Nachkommen will ich gar nicht reden. Wenn wir gerade beim Thema Papier sind… Auf vielen Dachböden finde ich oft noch Studienunterlagen meiner Klienten, auch hier gilt es rigoros auszumisten. Bei meinen Einsätzen lerne ich Eltern kennen, die auch die Schulhefte Ihrer längst erwachsenen Kinder auf dem Dachboden horten, nicht ahnend, dass der Nachwuchs auf diese Dinge überhaupt keinen Wert mehr legt, weil sie ganz andere Prioritäten haben und schon lange keine Kinder mehr sind. Sie sind längst erwachsen und haben sich weiterentwickelt, in den Köpfen der Eltern bleiben sie „die Kinder“…. Hier ist ein klärendes Gespräch sehr hilfreich.
Viele Senioren reduzieren die Wohnfläche. Das große Haus mit Garten wird verkauft und man kauft sich eine nette kleine Wohnung im Zentrum oder in der Nähe der Kinder.
Wenn eine unterstützende Hilfe im Haushalt einzieht ist ein guter Zeitpunkt, um ein eigenes Zimmer für die Pflegekraft freizumachen und vieles vom „Altbestand“ wegzugeben. Oder aber man übersiedelt in ein Seniorenheim. Hier ist es noch viel notwendiger loszulassen. Sind die Wohneinheiten doch um ein Vielfaches kleiner als es die ursprüngliche Wohnung oder das Haus war.
Hier gilt es die Lieblings- und Erinnerungsstücke herauszufinden. Eventuell die Bilder, der geliebte Teppich, die Stehlampe und den bequemen Fernsehstuhl in die neue Wohnung mitzunehmen. Nicht zu vergessen die Fotoalben mit allen Erinnerungen. Damit im neuen Heim ein Hauch von alter Heimat zu spüren ist.
Eine ganz nette Geste ist es, die ganze Familie einzuladen und jeder darf sich ein Lieblingsstück als Erinnerung aussuchen.
Meine Mutter hat das schon vor Jahren gemacht. Sie steht noch mitten im Leben und ist kerngesund. Aber: Für jedes der Kinder und Enkelkinder ist ein Erinnerungsstück reserviert.
Anfangs waren die Enkelkinder etwas irritiert. Mittlerweile sagt immer wieder jemand: „Oma, die Schüssel würde ich gerne einmal haben“. So hat jeder was davon. Oma weiß, dass Teile ihres Besitzes weiterhin Freude bereiten und die Kinder freuen sich, eine bleibende Erinnerung zu haben, die sie auch in Zukunft wertschätzen.
Auch Dinge, die unsere Angehörigen nach unserem Tod schockieren könnten, sollten Sie im Zuge der Ausmistaktion beseitigen.
Als Beispiel: alte Briefe und Tagbücher, die nicht aus der glücklichsten Zeit unseres Lebens stammen. Entsorgen sie diese bevor sie am Ende den Enkelkindern in die Hände fallen. Sie haben wahrscheinlich ein ganz anderes Bild von Ihnen und brauchen nicht alles zu wissen, was uns in unserem Leben einmal bedrückt hat. Ich habe alle Tagbücher aus der unglücklichen Zeit meines Lebens verbrannt. Nur schöne Dinge sollen meine Angehörigen an mich erinnern. Und manche Dinge dürfen einfach privat bleiben – auch das gehört dazu, wenn sie Ordnung im Alter schaffen.
Überstürzen Sie nichts. Das muss nicht von einem Tag auf den anderen passieren. Es darf auch ein wenig dauern…
Manchmal ist es anstrengend, aber auf jeden Fall ist es spannend. Sie können einen Teil Ihres Besitzes an Antiquitätenhändler oder Wohltätigkeitsorganisationen weitergeben. Eine Möglichkeit, um spannende Menschen kennenzulernen. Alter Schmuck wird von Juwelieren gerne gekauft und mit dem Erlös können Sie einen schönen Urlaub machen.
Abschließend sei gesagt: das Alter ist leider nichts für Schwächlinge. Warten Sie nicht zu lange mit dem Ausmisten, aber bleiben sie dran! Man kann nicht früh genug damit beginnen. Auch deshalb, weil es angenehmer ist, in einer übersichtlichen Wohnung zu leben, als in einem vollgeräumten Mausoleum.
Sollte irgendwann die Lust abhandenkommen sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, oder sollte die Lust gar nicht erst aufkommen….Sie können auf mich und meine Kolleginnen zählen. Wir unterstützen sie gerne dabei – beim Loslassen im Alter!
Geschrieben von Regina Halbauer
Kaiserbrunnstrasse 82, 3021 Pressbaum
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